Es regnete. Andauernd und stetig. In Kälte und Düsternis. Das Haus, in dem sie zu Gast war – in der Nähe des Genfer Sees –, verliess Mary Shelley darum in diesem Sommer kaum. Dafür schrieb sie eine der bis heute mächtigsten Schauergeschichten über ein vom Menschen gemachtes Monster: «Frankenstein».
Bilder aus jener Zeit zeigen glühend rote Sonnenuntergänge. Heute weiss man, dass dies an den Vulkanaerosolen lag, die nur die langwelligen, rötlichen Strahlen durchlassen. Denn viele Meere entfernt war auf der indonesischen Insel Sumbawa im April 1815 ein Vulkan mit einer solchen Gewalt ausgebrochen, dass es verheerende Auswirkungen selbst auf Europa hatte. Der Sommer war viel kühler als normal. In Mitteleuropa regnete es unaufhaltsam. Spanien wurde von einer Trockenheit heimgesucht. Die Eruption des Tambora machte das Jahr zum wohl kältesten seit 250 Jahren.
Bis 1817 gab es kaum Ernten. Die leidende Bevölkerung schlachtete ihre Zugtiere und grub die Saatkartoffeln wieder aus. Mit Gipspulver, Eicheln und Sägemehl backten sie gestreckte «Hungerbrötchen». Als sich die Situation ab 1818 wieder besserte, waren schon etliche Menschen in die USA ausgewandert.