Drachenmoor

Stele 6 - Ein Land im Hexenwahn

Es hiess, sie flögen zur Geisterstunde zu ihren Versammlungen. Dort trieben sie «Unzucht». Verspeisten kleine Kinder. Und verzauberten all ihre Widersacher in Tiere. Sie «machten» das Wetter und töteten Neugeborene, denen sie auf die Welt geholfen hatten mit einem Nadelstich. Was sollen sie nicht noch alles verbrochen haben, die Hexen. Für ihre Verfolger waren sie nicht weniger, als die vollständige Absage an den christlichen Glauben. Mit dem Teufel standen sie im Bunde. Anders war nicht zu erklären, wie sie ihren Mitmenschen solchen Schaden zufügen konnten. Von Beginn an stand auf Hexerei die Todesstrafe.

Die Luzerner Hexenverfolgungen gehören zu den am besten dokumentierten, in der alten Eidgenossenschaft. Es gibt eine Fülle von Quellen, welche den Umgang mit dem vermeintlichen Delikt der Zauberei und Hexerei seit dem Ende des 14. Jahrhunderts belegen. Die letzte Hinrichtung fand im Jahre 1675 statt. Obwohl sich seit dem 19. Jahrhundert bis in die jüngste Zeit immer wieder Forschungen mit dem Phänomen der Luzerner Hexenverfolgungen beschäftigt haben, bleiben noch viele Fragen offen. Fest steht: In der Schweiz grassierte der Hexenwahn wie in kaum einem anderen Land. Zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert wurden hier zu Lande laut Schätzungen 5'000 bis 10'000 Menschen Opfer der Hexenverfolgung.