Interview mit Patrick Blaser

Kaum einer kennt die neue Zahnradbahn und die Herausforderungen, die das ambitionierte Vorhaben bei der Umsetzung stellt, so gut wie er: Projektleiter Patrick Blaser. Er erzählt, wie sich das fordernde Tagesgeschäft und die Arbeit am Jahrhundertprojekt vereinbaren lassen und wieso ihm auch nach Abschluss der Arbeiten kaum langweilig wird.

Was war bisher Ihr persönliches Highlight?
Mein persönliches Highlight war im letzten Juni, als der erste neue Triebwagen hier in Alpnachstad angeliefert worden ist. Wir haben 2017 mit der Projektarbeit begonnen – zuerst existierte die Planung nur im Kopf, dann haben wir alles zu Papier gebracht und schliesslich konnten wir den Wagen hier vor Ort abladen. Das war für mich sicher einer der grössten und tollsten Momente bisher.

Was ist für Sie der wichtigste Meilenstein, der noch ansteht?
Für mich ist der wichtigste Meilenstein, der noch kommt, dass wir den Liefertermin der letzten neuen Triebwagen im Frühling einhalten können und dann sicher auch das noch anstehende Bewilligungsverfahren des neuen Fahrdienstleister-Assistenzsystems durch das Bundesamt für Verkehr (BAV).

Welche Herausforderungen stehen noch an?
Die Schulung und der Einsatz der neuen Mitarbeitenden im Hinblick auf den Start im nächsten Frühling ist sicher eine Herausforderung. Schliesslich hat sich der Betrieb, wie wir ihn jetzt kennen, über Jahrzehnte gut eingespielt. Mit dem Neustart im kommenden Jahr beginnt eine neue Ära, auf die wir uns weiter gut vorbereiten müssen.

Wie konnten Sie den operativen Betrieb aufrechterhalten?
Den regulären operativen Betrieb parallel zum Erneuerungsprojekt aufrechtzuerhalten, war nur mit sehr viel zusätzlicher Arbeit möglich. Wir haben sehr viele gute Mitarbeitende, die in dieses Projekt involviert sind, die den Betrieb sehr gut kennen und ihre Arbeit im Griff haben, was für mich natürlich eine Entlastung war.

Wie sieht es mit der Barrierefreiheit aus?
Barrierefreiheit ist bei einer über 130-jährigen Bahnstrecke, die mit Treppenstationen funktioniert, nicht ganz einfach umzusetzen. Bei den neuen Triebwagen haben wir darauf geachtet, dass es jeweils beim hintersten Wageneingang ein Perron hat, über das Passagiere im Rollstuhl oder mit Rollator zu- und aussteigen können. Ausserdem stellen wir auf Kulm sicher, dass das Niveau so angeglichen wird, dass Gäste, die auf den Rollstuhl angewiesen sind, ohne Hindernisse zum Lift und auf die Terrasse gelangen können.

Wie steht es um das Thema Nachhaltigkeit?
Dank der Erneuerung der Zahnradbahn können wir mit den neuen Triebwagen Energie rekuperieren. Die talwärts fahrenden Wagen speisen den Strom, den sie beim Bremsen erzeugen, in unser System respektive in die bergwärts fahrenden Fahrzeuge ein, wodurch wir den Stromverbrauch um 30 Prozent minimieren können. Ausserdem mussten wir an der Talstation für den Ausbau des Perrons Fels wegsprengen. An diesem Fels lebt aber eine Eidechsenkolonie. Damit diese Mauereidechsen genügend Ausgleichsfläche haben, haben wir auf dem neuen Dach ein Eidechsenhabitat eingerichtet, mit entsprechenden Übergängen zum Fels, damit sich die Tiere dort frei hin und her bewegen können. Ein weiterer Punkt betrifft die Frequentierung: Es sind künftig weniger Fahrzeugen im Einsatz. Heute fahren wir mit zehn Einzelfahrzeugen. Neu sind es acht Wagen, die in Doppelformation, also als vier Wagenkompositionen, am Berg unterwegs sind. Das bedeutet weniger Emissionen, was für für die Natur, insbesondere auch für die Tiere am Berg, eine Entlastung bedeutet.

Was machen Sie nach Abschluss dieses Projekts?
Langweilig wird mir bestimmt nicht. Schliesslich haben wir einen ganzen Berg zu bewirtschaften – mit Seilbahnen, Gebäuden, Hotels und Freizeitanlagen, die unterhalten werden müssen. Es gibt am Pilatus ständig Erneuerungsprojekte, in die wir das Geld, das wir verdienen, wieder investieren können.