Interview mit Severin Wallimann

Schon als kleiner Knirps hat sich Severin Wallimann mit dem Pilatus-Zahnradbahn-Virus infiziert: Kein Wunder, schliesslich arbeitet auch sein Vater seit 30 Jahren als Betriebsleiter und Wagenführer für die steilsten Zahnradbahn der Welt. Heute steht Severin selbst im Führerstand und dokumentiert auf seinem Blog Schritt für Schritt die Erneuerung der Zahnradbahn. Wie es sich mit den «Neuen» fährt und wie die Ausbildung der Wagenführer:innen abläuft, erzählt er im Gespräch.

Woher kommt Deine Begeisterung für die Pilatus-Zahnradbahn?
Die Faszination der Pilatus-Zahnradbahn liegt für mich darin, dass es die steilste Zahnradbahn der Welt ist und diese über ein ganz besondere Zahnradbahn-System verfügt. Das hat mich seit je her fasziniert. Ich konnte schon als Kind immer mit meinen Vater mitgehen, der hier als Wagenführer und Betriebsleiter arbeitet. Wenn man also von Klein auf mit dieser Zahnradbahn in Kontakt ist, lässt einen das natürlich nicht mehr los.

Wie bist Du zum Pilatus-Bahn-Blogger geworden?
Irgendwann hatte ich die Idee, den ursprünglichen Bestand mit den alten Wagen zu dokumentieren und festzuhalten. So fing ich einfach an, zu filmen und zu fotografieren. Später habe ich dann auch damit begonnen, ein Tagebuch zu führen, in dem ich festhalte, was sich laufend verändert mit der Neukonzeption der Zahnradbahn. Die Zeit jetzt ist sehr interessant, weil sich eine Art Mischung aus alt und neu ergibt, die sehr spannend ist.

Ist das Fahrgefühl bei den neuen Triebwagen sehr anders?
Zwischen den historischen Triebwagen und den neuen Fahrzeugen liegt ein riesiger Zeitsprung. Die Technik hat sich so stark verändert, dass es grosse Unterschiede sind in Bezug auf die Fahrweise. Beim alten Wagen ist vieles mechanisch. Beispielsweise wird die Bremse direkt über eine Spindel bedient. Beim neuen Triebwagen ist alles elektronisch. Das ist ein ganz anders Fahren, vieles läuft direkt über den Computer. Man hat nicht mehr direkt dieses mechanische Gefühl. Ansonsten spüren wohl vor allem die Fahrgäste eine Unterschied, weil sie in den neuen Wagen eine sehr schöne Aussicht haben mit grossen Fensterflächen auf allen Seiten.

Mit welchen Fahrzeugen fährst Du lieber?
In der laufenden Saison sind die alten Triebwagen zum letzten Mal unterwegs. Mein Wunsch ist daher sicherlich, noch möglichst oft mit ihnen fahren zu können. Das ist und bleibt etwas sehr Spezielles für mich, das mir sehr gefällt und das ich gerne mache. Schliesslich gibt es nicht mehr so viele Zahnradbahnen mit 85 Jahre alten Fahrzeugen. Deshalb bin ich froh, dass wir so einen grossartigen Sommer mit schönem Wetter haben. Denn dann haben wir besonders viele Gäste und besonders viel Gelegenheit zum Fahren.

Wie läuft die Umschulung von den alten auf die neuen Fahrzeuge ab?
Die Ausbildung auf den neuen Fahrzeugen läuft sehr ähnlich ab wie bei den alten. Man steigt sehr früh ins Fahrzeug, ohne viel Theorie im Vorfeld. Wir haben, zunächst noch im Depot und stehend, mit dem Ausbildner zusammen alles genau angeschaut und durften dann im Depot zum ersten Mal etwas hin und her fahren, wobei wir parallel mit dem Betriebshandbuch genau geschaut haben, wie was funktioniert. Danach durften wir, begleitet vom Ausbildner, ein wenig auf die Strecke hinausfahren. Diese Probefahrten finden ausserhalb der regulären Zeiten statt, da man im Fahrgastbetrieb natürlich nicht alles testen kann. So probiert man beispielsweise eine Schnellbremsung aus und schaut, wie das funktioniert und wie sich das im Wagen anfühlt. Danach geht die Ausbildung im Fahrgastbetrieb weiter, wobei der Ausbildner ständig mit dabei ist.

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