Interview mit Godi Koch, CEO der Pilatus-Bahnen AG

Die Erneuerung der Pilatus-Zahnradbahn ist auf der Zielgeraden. Godi Koch, CEO der Pilatus-Bahnen AG sagt, welche Meilensteine bis zum Start im kommenden Mai noch bevorstehen, was ihn am Jahrhundertprojekt bis jetzt am meisten überrascht hat und was nach dem Ende der laufenden Saison mit den historischen Triebwagen passiert.

Welches sind die nächsten Meilensteine?
Die nächsten Meilensteine sehen so aus, dass die neuen Triebwagen für den Betrieb freigegeben sind. Danach testen wir die Doppelkompositionen (Doppeltraktion) und lassen diese vom Bundesamt für Verkehr (BAV) abnehmen. Im November werden die nächsten sechs neuen Triebwagen geliefert, die den Winter über getestet werden. Im kommenden Frühling, genauer gesagt, am 18. Mai 2023, werden wir mit dem neuen System und den neuen Triebwagen in die Saison 2023 starten.

Welcher Meilenstein war der aufregendste?
Der aufregendste Meilenstein war sicher die erste Fahrt im neuen Triebwagen vor einem Jahr. Die Spannung, ob alles funktionieren würde, war gross. Zum Glück lief alles gut und so wie es sollte. Auch das Fahrgefühl in diesem wunderbaren Wagen mit 360°-Panoramablick war einfach einmalig.

Verläuft das Jahrhundertprojekt zufriedenstellend?
Ich bin sehr zufrieden. Wir sind trotz der grossen Herausforderungen und einzelner Rückschlägen im Zeitplan und es sieht so aus, dass wir im nächsten Mai mit acht neuen Personentriebwagen und dem Gütertriebwagen in die Saison starten können.

Was passiert mit den alten Triebwagen?
Die Fans der historischen Triebwagen dürfen sich weiterhin freuen, denn wir werden zwei der alten Triebwagen aus dem Jahr 1937 behalten und für Extrafahrten einsetzen. Ein weiterer historischer Triebwagen kommt ins Verkehrshaus Luzern und wird dort neben der Dampflok zu sehen sein, die bereits ausgestellt ist.

Was war für Sie bisher am überraschendsten?
Wenn ich an den bisherigen Projektverlauf denke, hat mich am meisten überrascht, dass es selbst mit den heutigen, modernen technischen Hilfsmitteln eine enorme Herausforderung darstellt, eine Zahnradbahn mit 48% Steigung zu bauen, die als Bahn ein Unikat und weltweit einzigartig ist.

Was würden Sie den Zahnradbahn-Pionier Eduard Locher gerne fragen?
Wie gesagt: Es ist auch heute noch eine grosse Herausforderung so ein Projekt zu stemmen. Ich würde Eduard Locher deshalb fragen wollen, woher er die Energie und die Überzeugungskraft genommen hat, so ein Projekt in dieser Zeit zu realisieren. Dieser Pioniergeist, den die Macher damals, 1889, an den Tag gelegt haben, ist schlicht unglaublich.

Was würden Sie rückblickend anders machen?
Bei einem so komplexen Projekt sind alle sehr stark gefordert. Daher würde ich wohl das Projektteam vergrössern. Allerdings ist die Problematik, dass es nur sehr wenige Leute gibt, welche die Technik dieses «Locher-Systems» verstehen.

Möchten Sie Ihren Mitarbeitenden etwas auf den Weg geben?
Meinen Mitarbeitenden möchte ich für den Abschluss dieses Jahrhundertprojekts einen grossen Dank aussprechen, für den enormen Einsatz, den sie geleistet haben. Es ist unglaublich zu sehen, wie viele unserer Mitarbeitenden hier in den letzten Monaten über ihre Leistungsgrenzen hinaus gegangen sind und welche Begeisterung sie an den Tag gelegt haben. Und natürlich wünsche ich unseren Triebwagenführer:innen viel Freude mit den neuen Triebwagen, die sie fahren können und dass das neue System 2023 einwandfrei funktioniert.