Die richtige Wende für die Zukunft

Das gibt’s bei keiner anderen Zahnradbahn auf der Welt. Seit den 1960er-Jahren sorgten nämlich zwei Unikate dafür, dass die Züge der steilsten Zahnradbahn der Welt richtig abzweigen: die Gleiswender. Nun stellt die Pilatus-Bahnen AG die Weichen neu, für die Zukunft der Zahnradbahn. Per Mitte Mai wurde – pünktlich zum Saisonstart – der letzte von insgesamt sieben Gleiswendern auf Pilatus Kulm montiert. Ein Blick hinter die Kulissen einer weltmeisterlichen Montageleistung.

Einzigartige Weichenstellung
Wer hat’s erfunden? Die Schweizer. Genauer, die Luzerner am Drachenberg in den 1960-er Jahren. Und wer hat’s wieder erfunden? Die Emmentaler, erneut im Auftrag der Pilatus-Bahnen AG. Die Rede ist von den einzigartigen Gleiswendern auf dem Trassee der steilsten Zahnradbahn der Welt. Diese sind ein Unikat, die extra konzipiert wurden, um das reibungslose Kreuzen ihrer Züge zu ermöglichen.

Was ist ein Gleiswender?

Ein Gleiswender ist ein fixes Gleiselement, das auf einer Wendekassette angebracht sind. Diese lässt sich um die eigene Achse drehen. Je nachdem, welche Seite oben ist, stellt das Gleiselement die Verbindung auf ein anderes Gleis her. Der Gleiswender ersetzt also die klassische Weiche wie bei anderen Bergbahnen.


Einzelstücke – made in Emmental
Im Zuge der Erneuerung der Pilatus-Bahnen wurden in Alpnachstad bereits in zwei Etappen drei solche Gleiswender eingebaut. Zwei in der neuen Talstation, einer als Ersatz für bestehenden Schiebebühnen beim Depot. Und nun, pünktlich zum Start der neuen Saison, folgte schliesslich die Montage des Gleiswenders 7, auf 2132 Metern über Meer bei der Bergstation Pilatus Kulm. Die stählerne Massarbeit aus dem Emmental sorgt am Pilatus für einen effizienteren Betrieb: Das Rangieren der Fahrzeuge an der Talstation bleibt den Bahnbetreibern nämlich dank den zusätzlichen Gleiswendern künftig erspart.

Chef persönlich auf Platz
Die Emmentaler Maschinenfabrik Ferdinand Steck aus Bowil ist auf diese anspruchsvollen Einzelanfertigungen spezialisiert. Hans-Rudolf Steck kümmerte sich vor Ort mehrere Male persönlich um den Einbau. Schliesslich hat die Konstruktion der neuen Gleiswender, jeder 10 Tonne schwer, ihm und seinen Teams einiges abgefordert: 16 Tonnen Stahl galt es in der Schlosserei in Bowil zu verarbeiten und zu verschweissen. Viel Schweiss und Nerven hat auch der Transport der Ungetüme nach Alpnachstad gekostet. Per Tieflader kamen die Meisterwerke – alle zwischen 10 und 12 Meter lang – zur Talstation. Von dort ging es für die letzten beiden dann mit dem Gütertriebwagen bergwärts, wo die tonnenschweren Massanfertigungen montiert wurden, damit künftig die neuen Formationen der Zahnradbahn das richtige Ein- und Ausfahrtgleis am Berg finden.

Tüftelarbeit um Millimeter: der neue Gleiswender bei der Bergstation Pilatus-Kulm wird eingepflanzt.
Tüftelarbeit um Millimeter: der neue Gleiswender bei der Bergstation Pilatus-Kulm wird eingepflanzt.